Modernes Poker spielt sich der Continuation Bet heutzutage wie das Tennis auf Rasen in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Da hieß es damals: Aufschlag, Return und Volley. Wer diese drei Schläge beherrschte, beherrschte das Spiel.

Im Poker klingt das heutzutage ähnlich. Hier heißt es, Preflop-Call, Continuation-Bet, Raise. Zurückhaltende Spieler haben dabei viel Spaß. Das Szenario im Online-Poker und hier vorzugsweise im Micro-Limit Bereich ist wie geschaffen für einen tighten Spielansatz. Passive Spieler scheinen wenig Raum zu finden. Ähnlich wie mit den Geistern, die man nie gerufen hat, kriegt man für jeden move außer einem fold ein sattes Raise vom Gegner. Limpen kostet nicht nur Geld, es kostet viel Geld.

Natürlich ist ein Spiel, das von so vielen Tausend Menschen weltweit und tagtäglich gespielt wird, extrem dynamisch. Die Veränderungen, gerade in den kleinen Limits, wo sich die meisten Spieler auf die Jagd nach Chips machen, sind schnell und einschneidend. Wer nach zwei Wochen aus einem zwar wohlverdienten und erholsamen Urlaub nach Hause kommt,  sich an den Rechner setzt, seinen favorisierten Pokerraum hochlädt und sich in eine Runde einkauft, erkennt das Spiel auf den ersten Blick nicht gleich wieder.

Althergebrachte und bewährte Spielzüge stehen als erstes auf dem Prüfstand. Da kommt die Continuation-Bet gerade richtig. Selbst die passiven Spieler versuchen es nach dem Flop mit einer Bet. Und es schließen sich weitere Spieler mit call oder raise an. Die können doch nicht alle getroffen haben!

Die können doch nicht alle jedes Mal eine Continuation Bet setzen! Wenn aber doch, wie reagiert man dann darauf?

Eine gute Reaktion bestand lange Zeit darin, die Continuation-Bet einfach zu callen und man hatte danach oft den Eindruck, dass das Spiel um die beste Hand und den Pot erst auf dem Turn wirklich losging. So langsam aber etabliert sich mit neuer Aggressivität eine weitere Option. Eine, die gleichsam teuer wie eindeutig ist. Continuatins Bets werden geraist. Mindestens Potsize, gern auch darüber. Und wer denkt, danach wird es ruhiger, hat sich geirrt. Es ist noch lange nicht Schluss. Da ja nun schon so viel Geld im Pot liegt, lohnt sich mathematisch nahezu jeder Call, die Odds sind immer gewinnbringend. Und sie bleiben es bis zum Showdown. Also wird auch gerne mal mit nichts auf der Hand außer gutem Glauben und Verbissenheit solange auf den Pot gefeuert, bis alle gegnerischen Elemente verglüht sind.

Man muss sich dieser Tage warm anziehen, wenn man Spaß beim Pokern haben will. Wie beim 80er Jahre Rasentennis holt sich auch beim No-Limit Texas Hold’em derjenige den Pot, der am Besten aufschlägt. Wer keine Angst vor hohen Continuation-Bets hat, wähnt sich nicht selten auf der Siegerstraße – ob er es tatsächlich ist, wird sich dann zeigen.

Wer mit diesem Druck nicht umgehen kann, kriegt Probleme. Und ich werde wohl so bald nicht wieder in Urlaub fahren.

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