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Der Semi-Bluff als Deception Teil 2

Der Semi-Bluff ist im Unterschied zum Slowplay ein aktiver move im Rahmen der Deception.

Im Grunde ist der Semi-Bluff erst einmal nicht anders zu bewerten als ein Bluff, mit dem Unterschied, und das macht den Semi-Bluff zu einem starken Spielzug, dass die Hand, die man spielt, über ein hohes Entwicklungspotential verfügt.

Man gibt vor, eine fertige und starke Hand zu halten, hat aber gegenwärtig lediglich zwei Karten, die über genug Potenzial verfügen, gemeinsam mit den kommenden Boardkarten zur besten Hand zu werden.

Man spricht von einem Semi-Bluff dann, wenn die Hand einerseits diese  Verbesserungsmöglichkeiten aufweist und sie andererseits aktuell nicht als die beste Hand eingeschätzt werden kann aufgrund der zuvor gewonnen Informationen über die Stärke der  Mitspieler.

Wer einen Semi-Bluff spielt, sollte vorrangig das Ziel verfolgen, den Pot sofort zu gewinnen. Für den Fall, dass man dann doch einmal gecallt wird, beinhaltet die Hand genug Entwicklungsmöglichkeiten, so dass man zu keiner Zeit mit leeren Händen dasteht.

Ein Beispiel: Herr X sitzt mit 5h6h in mittlerer Position und entscheidet sich für ein kleines raise von 2BB. Die beiden Spieler links von ihm, der High Jack und der Cut-Off callen, der Spieler am Button und die Blinds folden. Herr X hat zwei Gegner.

Der Flop bringt QsTh4h.

Herr X hat damit einen Flush-Draw und einen Backdoor-Straight-Draw.

Da die beiden in der Hand verbliebenen Spieler Position auf Herrn X als den Spieler haben,  der preflop geraist hat, gibt Herr X dem Spieler links nichts besseres als ein Ass mit maximal mittlerem Kicker, ein hohes Bild oder ein mittleres Paar. Was der zweite Spieler in der Position des Cut-Off hält ist Herrn X völlig schleierhaft, da er erst vor kurzem an seinen Tisch gekommen ist.

Zu diesem Zeitpunkt ist Herr X der Ansicht, dass eine große Möglichkeit besteht, beide Spieler zum Folden zu bewegen, wenn er setzt. Er entscheidet sich, seinen Draw wie eine fertige Hand zu spielen. Er spielt seinen Semi-Bluff als Deception, gibt also vor, eine starke Hand zu haben, die er zwar zu diesem Zeitpunkt tatsächlich nicht hält, die er aber noch bekommen kann.

Also eröffnet Herr X die Setzrunde mit einem Einsatz von 3,5BB,  etwas mehr als die Hälfte der Potgröße. Beide gegnerischen Spieler steigen nach kurzem Zögern aus. Herr X gewinnt  einen Pot von 9,5BB.

Manch einer wird jetzt vielleicht einwenden, dass Herr X noch weitaus mehr gewonnen hätte, wenn die noch ausstehende Herzkarte auf Turn oder River oder beide noch ausstehenden Karten zur Straight gekommen wären und er während dessen den Pot weiter aufgebaut hätte.

Stimmt.

Aber was, wenn nicht …?

Die Wahrscheinlichkeit für Runner Runner Straight auf Turn und River liegt mit etwa 1,5% sehr niedrig und kann hier vernachlässigt werden. Die ausstehende Karte zum Flush kommt in einem 1 von 4,2 Fällen.

Die übrigen vier Mal guckt Herr X also in die Röhre, weil der Flush eben nicht kommt. Hier aber hat Herr X mit nichts auf der Hand als zwei kleinen suited Connectors einen ordentlichen Pot gewonnen.

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