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Flexibel bleiben beim Pokern

Spielt man eine Hand, so verändern sich die Bedingungen ständig: Mit jedem Einsatz werden Informationen und Fehlinformationen in die Mitte geschoben. Vom ersten Einsatz preflop bis zum Showdown am River wächst die Anzahl gegnerischer und eigener Aussagen in Art und Menge der Chips in der Tischmitte. Jeder Interessent, der sich für den Gewinn des Gesamtpots interessiert, versucht allen anderen seine eigene Geschichte zu verkaufen und das ist immer die Geschichte vom unschlagbaren Blatt, das entweder schon fertig vor ihm liegt oder noch im Werden begriffen ist.

Wer Poker spielt tut gut daran, flexibel zu bleiben und sich auf die jeweiligen Situationen jedes Mal neu einzustellen.
Jeder hat schon einmal erlebt, dass die preflop getroffenen Entscheidungen noch nicht mal die erste Karte des Flops überlebt haben. Wer dann aber dennoch an seinem eingangs gefassten Plan festhält, wird schnell merken, dass das auf Dauer weit mehr Geld kostet, als es einbringt.
Poker ist und bleibt ein Spiel der Unwägbarkeiten. Welche Karten schlussendlich auf dem Board landen, ist dem puren Zufall überlassen. Alle Mathematik und Psychologie, die feinen Berechnungen und das unschlagbare Gefühl, dass einige zur Bewertung und Spielbarkeit der eigenen Starthand heranziehen, helfen nur, die Wahrscheinlichkeiten auf lange Sicht in den Bereich positiver Erwartungen zu setzen. Im Falle des Gefühlspokers noch nicht einmal das.
Eine Entscheidung beim Poker, wie die aktuelle Hand zu spielen ist, reicht also immer nur bis zur nächsten Karte, die gedealt wird – außer man hat all seine Chips schon preflop zum All-In in die Mitte geschoben.
Angefangen beim ersten Einsatz preflop über den Flop, Turn und River gibt es für jede Straße eine abgeänderte mathematische Formel, bleibt das Berechnen der Outs,Odds, und Pot Odds vor dem Hintergrund der möglichen gegnerischen Hand/Hände immer begleitender Bestandteil einer Pokerrunde.

Wenn ein Gegner, der sich bis zum River kaum gerührt aber jeden Einsatz gecallt hat, plötzlich Check-Raise spielt, ist die Einschätzung, die man über diesen Spieler bis zu diesem Zeitpunkt hatte, nicht mehr aktuell und man muss sich fragen, wieso er raist. Ist es wirklich nur ein Bluff?
Eher nicht. Viel eher deutet ein Check-Raise auf dem River auf eine Verbesserung seiner Hand hin. Und ob man das Raise mitgeht, oder die Hand aufgibt, lässt sich nur vor dem Hintergrund der gesammelten Informationen klären.
So, wie ein Fußballspiel erst vorbei ist, wenn der Schiedsrichter abpfeift, so ist eine Hand beim Pokern immer erst dann zu Ende, wenn die beste Hand gefunden ist. Wer sich schnell den veränderlichen Gegebenheiten am Tisch anpassen kann, flexibel bleibt, seine Pläne ständig überprüft und gegebenenfalls auch grundlegend abändern kann, wird weniger Überraschungen erleben als die, die das nicht tun.