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Besser einen kleinen Pot gewinnen…

Besser einen kleinen Pot gewinnen als einen großen Pot verlieren. Das scheint ein vernünftiger Gedanke zu sein. In dieser Form habe ich den Satz zum ersten Mal von einem bekannten deutschen Pokerprofi während einer Pokerübertragung, die er mitmoderierte, gehört. Und obwohl der Satz angangs das Zeug hatte, in meinen Merksatzkatalog aufgenommen zu werden, stört mich etwas daran. Ich weiß nicht, ob sich dahinter nicht doch eine fadenscheinige Bescheidenheit oder eine völlig deplazierte Zurückhaltung verbirgt. Egal, wie ich es auch drehe und wende, irgendwie klingt der Satz nicht richtig.
Das mag daran liegen, dass man mit einer solchen Einstellung heutzutage am Tisch nicht lange genug überlebt, um sich über den Gewinn einiger kleiner  Pots zu freuen. Ein bisschen klingt es wie der hoffnungsvolle Gedanke all derer, die behaupten, es bringt Glück, wenn man in die Hinterlassenschaft von Hunden getreten ist. Wenn das auch nur in Ansätzen wahr wäre, braucht man nicht viel Phantasie um sich vorzustellen, wie Schuhe aussähen.
Wie wäre es mit: Besser einen kleinen Pot gewinnen, als gar nicht zu gewinnen?
Oder sollte es vielleicht heißen: Besser einen kleinen Pot verlieren, als einen großen Pot?
Worum geht es denn eigentlich? Jeder Spieler, ob beim Cash-Game, Sit and Go oder bei einem Turnier tritt an, um seine Bankroll zu vergrößern, also um Gewinn zu machen.
Es mag zwar seltsam klingen, aber in den meisten Fällen läuft auf folgendes hinaus: Obwohl jeder versucht ist, so viele Pots wie möglich zu gewinnen, zielt das Handeln eines Spielers doch vor allem und zuerst einmal darauf ab, jedweden Schaden in Form von finanziellen Verlusten von der eigenen  Bankroll fernzuhalten. Ernsthafte Pokerspieler orientieren sich immer am Break-Even-Point (Kostendeckung) und nehmen eine Wette erst dann an, wenn die Gewinnerwartung höher ist als der mögliche Verlust.
Um Gewinn zu erzielen, muss zuerst ein Teil des eigenen Kapitals im Rahmen einer Wette eingesetzt werden. Ist die Gewinnerwartung positiv, wird die Wette gehalten oder der Einsatz sogar erhöht.
Es geht also nicht darum, große oder kleine Pots zu gewinnen oder nicht zu verlieren, sondern  darum, die richtigen Pots zu gewinnen.

Es ist wohl so, dass der eingangs angeführte Satz wohl eher dazu taugt, sich selber zu trösten, wenn man mit Assen, die man kräftig geraist hat, nichts weiter einstreicht als die Blinds und vielleicht ein oder zwei Calls. Aber wer weiß, ob die Asse gehalten hätten bis zuletzt?  Vielleicht wären sie doch noch im Showdown geschlagen worden. Vielleicht aber auch nicht.  Wie man’s auch dreht, wichtig ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und solange man das tut, kann man den Satz vom Anfang ruhig in den eigenen Merksatzkatalog aufnehmen – allerdings modifiziert: Besser einen kleinen Pot gewinnen als gar keinen.

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