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Tight und loose, aggresiv und passiv

Wer Poker spielt, sammelt Informationen über seine Gegner, ihre Reaktionen, ihre Setzmuster und teilt diese in Kategorien von tight und loose, aggresiv und passiv. Nach einiger Zeit erkennt man auch die Vorlieben seiner Gegner: der eine spielt gern Asse, der andere raist alle kleinen Pocket-Paare, die er ausgeteilt bekommt, ein dritter Spieler am Tisch callt jeden Einsatz, wenn er am Button sitzt.

All diese Informationen helfen mehr oder weniger bei der Einschätzung der aktuellen Stärke gegnerischer Hände im Vergleich mit den eigenen Startkarten. Nun könnte man sich ja zurücklehnen, nachdem man seine Hausaufgaben gemacht hat, und gemütlich zusehen, wie der eigene Stack wächst aufgrund des Wissens, das man sich über seine Gegner angeeignet hat und den darauf basierenden richtigen Spielentscheidungen, die man trifft.

Aber plötzlich befindet man sich auf der Verliererstraße ohne sagen zu können, wie das denn bloß passieren konnte. Eine kurze aber eindringliche Analyse zeigt dann, dass einige der Mitspieler sich plötzlich nicht mehr an die über sie gewonnen Informationen gehalten haben, und ihr Spiel verändert haben.

Der bislang tighteste Spieler am Tisch mischt plötzlich bei jedem Pot mit und der loose-aggressive Spieler daneben spielt nur noch Premium-Hände. Und dann steht man da und muss wieder von vorne anfangen.

Oder man geht diesen wenigen Spielern, die offenbar erfahrener und versierter sind, aus dem Weg und konzentriert sich auf die, die ihr Spiel bislang unverändert fortgesetzt haben.

Diese Spieler, die ihr eigenes Spiel nicht mischen oder verändern, sind nach wie vor gut zu lesen und es gelingt auch weiterhin, Hände gegen sie zu gewinnen.

Und die zwei oder drei anderen erfahreneren Spieler? Wieso konnte man plötzlich gegen die nicht mehr gewinnen? Und während man dieser Frage nachhängt dämmert einem langsam, dass sie das gleiche getan haben, was man selber ständig  tut. Sie haben beobachtet, Informationen gesammelt und als sie sich sicher waren, mit wem sie es da am Tisch zu tun haben, haben sie ihr Spiel umgestellt und Hände gewonnen.

Das macht sie unberechenbarer und weniger gut lesbar. Wer sich also in einer solchen Pokerrunde wiederfindet, tut gut daran, dem Beispiel der versierten Spieler zu folgen und sein eigenes Spiel ebenfalls zu mischen. Wer einen tighten Ansatz verfolgt, kann hin und wieder seine Range kurzfristig erweitern und auch einmal eine grenzwertige Hand spielen. Das überrascht die Mitspieler und diese werden notgedrungen ihre gewonnene Ansicht noch einmal überdenken.

Als Pokerspieler ist man ständig gefordert, hellwach und immer auf der Höhe des Geschehens zu sein. Man muss auch kleine Veränderungen registrieren und sollte im Idealfall eine Antwort darauf parat haben. Wem das dauerhaft nicht gelingt, wird wenig Grund zum Jubeln haben.

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