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Manchmal wird man geblufft

Es gibt beim Pokerspiel nichts schlimmeres, als das Gefühl, geblufft zu werden – mal abgesehen vom Verlieren.
Manchmal hängt man noch ganze Spielrunden später dieser einen Hand hinterher und fragt sich pausenlos, ob es nun richtig war, die Hand gegen das Raise zu folden, oder man da doch aus dem Pot rausgedrängt worden ist, obwohl man die bessere Hand hatte.
Solch ein Dilemma lässt sich dauerhaft nicht vermeiden. Es wird immer wieder Momente geben, da man die Bet oder das Raise des Gegners nicht genau einschätzen kann. Der Rat, den andere Spieler an dieser Stelle geben, lautet immer gleich: Wenn man selbst große Unsicherheit verspürt, ist es wahrscheinlich am Besten, die Hand aufzugeben.

Ein guter Rat, der hilft, Chips und damit Geld zu sparen. Aber er bringt kein bisschen Licht ins Dunkel. Das ist frustrierend. Na gut, man kann seinen Kontrahenten fragen, was er auf der Hand hatte, aber wer glaubt wem am Pokertisch?

Was also ist zu tun, wenn man nicht weiß, ob man geblufft wird? Nichts! Wenn die Odds es nicht hergeben, und man wie man es auch dreht und wendet die letzte Bet oder das letzte Raise des Gegners nicht bezahlen kann, dann heißt es: folden. Vielleicht kann man noch etwas an Informationen aus dem Verlauf der Hand ziehen, die künftig wieder eingesetzt werden können. Dann ist der Einsatz der Chips wenigstens kein Komplettverlust. Aber sonst gibt es nichts zu tun.

Natürlich kann man auch den anderen Weg wählen. Den Weg, den Anfänger und heißgelaufene Spieler immer eine zeitlang verfolgen. Man zahlt jede Wette, die der andere bringt.
Das ist vielleicht der einzige Vorteil, den Anfänger gegenüber erfahreneren Spielern haben. Sie zahlen bis zum Schluss und wissen daher immer genau, ob sie geblufft worden sind oder nicht. Allerdings besitzen sie meist schon nach kurzer Zeit wenig bis gar keine Chips mehr und dann ist die Freude über den Informationsgewinn nur von kurzer Dauer.

So lässt sich fürs erste einmal sagen: Ungewissheit spart in manchen Fällen Geld.
Wenn die Mathematik einen Fold nahe legt, man keinen Tell hat, an dem man sein Spiel ausrichten kann, dann bleibt manchmal kein ein anderer Weg, als die Niederlage hinzunehmen, auch wenn man ahnt, dass man geblufft wurde.
Man weiß es eben nicht. In all den Fällen, in denen man es nicht merkt, macht es ja auch nichts aus. In den wenigen anderen Situationen heißt es Augen zu und durch. Unmöglich, jeden Bluff zu entlarven. Das wäre auf die Dauer nicht bezahlbar. Deshalb muss man als Pokerspieler wohl oder übel damit leben, hin und wieder geblufft zu werden.