Was die anderen Pokerspieler denken sollte unsereinem ja eigentlich egal sein. Wär’s ja auch, aber so einfach ist das nicht. So ein Pokerspieler sieht das eben ein bisschen anders. Zumindest dann, wenn er am Pokertisch sitzt.

Klar ist, dass die Meinung Anderer im Alltagsleben doch wohl nur zählt, wenn sie  irgendwie von Belang oder von Interesse ist. Was der Mensch, ob Mann ob Frau, der zufällig meinen Weg kreuzt, über meine Frisur, mein Aussehen oder die Wahl meiner Kleidung sagt und denkt, ist nebensächlich, solange er es nicht laut ausspricht.

Man hat seinen Stil, seine Art zu leben, gefunden und will sich auf keinen Fall verbiegen, in dem man sich aufgrund irgend einer Kritik anders verhält. Man ist eben, wie man ist. Fertig. Da können anderen denken Pokerspieler, was sie wollen. Es ist egal.

Manchmal allerdings ist es nicht sonderlich schwer, die Gedanken einer anderen Person zu erraten, wenn man sie beobachtet. Und manches Mal weiß man ziemlich genau, mit welchen Reaktionen man bei seinen Mitmenschen rechnen kann. So muss man bestimmt kein Prophet sein, um sich auszumalen was passiert, wenn man mit bayerischen Lederhosen und blau-weiß kariertem Hemd in eine nordfriesische Hafenkneipe marschiert, Weizenbier und Weißwurst bestellt und den eigens mitgebrachten süßen Senf auspackt.

Oder versuchen Sie mal mit den königsblauen Farben von Schalke 04 das Vereinshaus der Dortmunder Borussia zu stürmen. Wird bestimmt ein anregender Nachmittag.

Meistens also hat man schon eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was auf einen zukommt, welche Meinungen über einen kursieren und wie die eigenen Handlungen bewertet werden.

In ihrer Vielschichtigkeit und Eindeutigkeit sind diese Tells mit nichts zu vergleichen und als Pokerspieler könnte man sich gut vorstellen, solche Gegner auch zu dominieren, weil ihnen die Stärke ihrer Hand und die Einschätzung aller moves am Tisch so deutlich ins Gesicht geschrieben steht. Das wäre dann ein schöne, helle Pokerwelt, in der einem nichts verborgen bleiben kann, weil alles offensichtlich ist. Aber so läuft es eben nicht.

Und irgendwie muss man sich damit arrangieren, dass so gut wie nix angezeigt wird.

Der Pokertisch ist somit eine der wenigen aber wichtigen Ort auf der Welt, wo man auf der einen Seite die kleinsten Regungen beachten muss und auf der anderen Seite der Ort, wo es einem Spieler niemals egal sein darf, was die anderen über ihn denken. In der Regel ist man als Spieler ständig bemüht, herauszufinden, was die anderen denken, während man selber versucht Fehlinformationen wie Brotkrummen auf dem Waldweg auszustreuen, in der Hoffnung, dass irgend einer hinterherläuft.

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