The Long Run – Glück und Strategie im Poker
Auf der Grundlage der Erklärung, Poker sei Glückspiel hat der damalige Präsiden G. W. Busch im September 2006 den ‚SAFE Port Act’ unterzeichnet, ein Gesetz, das es US-amerikanische Banken verbietet, Überweisungen ihrer Kunden an Online-Casinos durchzuführen.
Auf der anderen Seite gibt es jede Menge Vertreter dieses Spiels, die völlig sicher sind, das Poker – weit entfernt von den Formen des Glücksspiels – ein Strategiespiel ist, bei es manchmal um hohe Einsätze geht.
Nach einer gebräuchlichen Definition spricht man dann von Glücksspiel, wenn Gewinn und Verlust ausschließlich oder überwiegend nicht vom Können oder den Entscheidungen eines Spielers abhängen, sondern vom Zufall bestimmt werden.
Wer sich mit dem Pokerspiel beschäftigt, Erfahrungen gesammelt hat, wird wissen, wo in etwa das Pokerspiel einzuordnen ist.
Unbestritten ist die Tatsache, dass man mit Poker Geld verdienen kann. ‚In The Long Run’ natürlich. Also auf lang Sicht. Dieser Satz, fast schon ein Synonym für gutes Pokerspiel, geistert durch alle Medien, von TV-Sendungen übers Internet bis hin zu Büchern und einschlägigen Zeitschriften. Man macht beim Poker Gewinn ‚In The Long Run’. Disziplin ist gefragt und Durchhaltevermögen, kurz Geduld. Ohne Geduld geht es nicht. Ruhig bleiben, die guten Karten spielen, Gegner beobachten, richtige Entscheidungen treffen, Odds berücksichtigen.
Und was braucht es dazu, um gleichbleibend gutes Poker zu spielen? Eine Strategie. Einen Rahmen von Werten, in den ich meine Aktionen einordnen kann, um den möglichen Gewinn abzusehen.
Outs, Odds, Pot Odds, Position und Bankroll-Management können das leisten – in der Regel. Trotzdem verlieren viel mehr Spieler ihre Einsätze, als es Gewinner gibt.
Warum spielen so viele Spieler ein Spiel um Geld, von dem man weiß, dass es einen Haus und Hof kosten kann? Wie viele Beispiele braucht es noch von Pleite gegangenen, spielsüchtigen Mathematikern und besserwissenden, aber inzwischen völlig mittellosen Menschenkennern. So betrachtet braucht es eben doch Glück.
Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung erhält jeder Pokerspieler ungeachtet seiner Limits in seinem Leben genauso häufig Asse als Starthand wie jeder andere auch. Stimmt! Aber es gibt Spieler, die kriegen mit ihren Assen immer Action und es gibt Spieler, die kriegen eben keine, warten nach außen ruhig aber innerlich völlig mit den Nerven am Ende auf ein Raise, oder wenigstens einen Call. Einen nur! Aber keiner bezahlt.
Hundert Mal Asse in Folge in den frühen Turnierphasen ausgeteilt zu bekommen ist längst nicht so gewinnträchtig wie in den späten Turnierphasen. Aber auch für solche Fälle gibt es sicher irgendwo eine Formel, ich nehme es zumindest an, eine Formel, die belegt, dass es auf lange Sicht einen ausgleichenden Faktor gibt. Ich habe keine Ahnung davon, aber es würde mich interessieren, wie lange ich leben muss, um diesen Ausgleich zu erfahren. Wenn’s mehr als 50 Jahre sind, wird’s schwierig.
Es bleibt ein Trost: Wer sein Spiel nach dem Erwartungswert seiner Hand ausrichtet, wird auf lange Sicht Gewinn machen. Wie viel, das hängt vom Limit ab und ob es ‚In The Long Run’ Spaß macht, geduldig auf die guten Karten mit hoher Gewinnerwartung zu warten.